20.04.2020

Lockdown-Lockerungsplan: Freude oder Fehlentscheid?

Der Bundesrat hat am letzten Donnerstag, 16. April 2020, seinen Lockdown-Lockerungsplan vorgestellt. Wie kommen die Pläne bei unseren Geschäftsführern Thomas Stocker und Thomas Hegnauer an? Und was bedeutet das für die Mitarbeitenden? Wir haben nachgefragt.

 

Seid ihr in Bezug auf euren Bereich zufrieden mit den Plänen des Bundesrates?
Thomas Stocker: Zufrieden wäre übertrieben. Die kommunizierten Lockerungen entsprechen aber unseren Erwartungen. Wir haben uns darauf konzentriert, den Betrieb am 1. Juni 2020 (Pfingsten) wieder hochzufahren. Nun wird uns dies erst eine Woche später erlaubt. Wir werden trotzdem ab 2. Juni starten. Die geplanten Ausbildungen beginnen einfach die erste Woche online im Fernunterricht. Uns beschäftigen aber vor allem die vorgeschriebenen Hygienemassnahmen. Diese müssen in den Bildungsangeboten berücksichtigt werden. Das heisst: Wir benötigen die grössten Schulzimmer im Campus, um vor allem die Abstände einzuhalten. Eine Unsicherheit ist allerdings noch vorhanden, denn bis am 27. Mai werden die gemachten Lockerungen einem Monitoring unterzogen. Eine Verschiebung des 8. Juni wäre für uns sehr einschneidend.

 

 

Thomas Stocker: „Wir benötigen die grössten Schulzimmer, um die Abstände einzuhalten.“

 

Thomas Hegnauer: Nein. Für die Gastronomie und den Tourismus ist das inakzeptabel. Der Verband Gastrosuisse hat dem Bund vor den Osterferien ein Konzept vorgelegt. Dieses orientiert sich an der Anzahl Gäste pro Quadratmeter, an Mindestabständen zwischen den Tischen und einer Schutzmaskenpflicht – zumindest für die Mitarbeitenden hinter den Kulissen. Zum Beispiel in der Küche, wo die Abstände nicht eingehalten werden können. Aus unserer Sicht sollen im Service nur dann Masken getragen werden müssen, wenn die Distanzregeln nicht eingehalten werden könnten. Alternativ kann man an der Theke oder an einem Beistelltisch servieren. Der Bundesrat hat unsere Branche im Stich gelassen und sich nicht zu einem Wiedereröffnungstermin geäussert. Wir benötigen einen klaren Fahrplan für die Gastronomie und Hotellerie.

 

Wie geht es nun weiter mit dem Bildungszentrum Bau und dem Seminarzentrum?
Thomas Hegnauer: So wie es aussieht, können Seminare und Events erst wieder ab dem 8. Juni durchgeführt werden. Auch das Grill-Restaurant BAULÜÜT kann erst ab dann wieder öffnen. Und auch die Sportarena bleibt bis am 8. Juni geschlossen. Die „Betriebskantine“ im MERCATO bleibt indes weiterhin geöffnet. Mit anderen Worten: Im Moment ist alles noch so wie seit dem Lockdown am 16. März.

 

Thomas Stocker: Wie oben bereits erwähnt, gehen Vorarbeiter- und Polierschulen ab Pfingsten wieder live. Eine Woche später wird das Angebot für Kranführer und Maschinisten hochgefahren. Baumeister bereiten sich in Onlinekursen auf die Aufnahmeprüfungen Mitte Juni vor. Bauleiter werden nach wie vor online unterrichtet und kommen für die Prüfungsvorbereitung erst kurz vor den Sommerferien in den Campus. Die Administration ist stark mit der Vorbereitung des nächsten Schuljahres beschäftigt. Es wird geplant, Lehrmittel und Ausbildungen werden vorbereitet und Ausbildungscoachs gebucht. Dazu entwickeln wir ebenfalls neue Ausbildungen. Ab Herbst werden im Campus BIM-Manager ausgebildet und ein „CAS Digitalisierung“ wird das umfassende Angebot ergänzen. Die geplanten Ausbildungen im nächsten Geschäftsjahr sind bereits zu 50% gebucht.

 

Was bedeutet die Situation für die Mitarbeitenden des Bildungszentrums Bau und des Seminarzentrums?
Thomas Stocker: Unsere Mitarbeitenden sind wie erwähnt noch grösstenteils im Arbeitsprozess. Wer Gelegenheit hat, baut seine Gleitzeit ab, da wir davon ausgehen, dass wir im Sommer keine Gelegenheit mehr dazu haben werden. Wenn die Gleitzeit aufgebraucht ist, wird Kurzarbeit rapportiert. Wir freuen uns bereits aufs nächste Geschäftsjahr mit vielen neuen Studenten und Ausbildungen.

 

Thomas Hegnauer: Es geht nun darum, möglichst alle Mitarbeitenden in die Kurzarbeit einzuplanen. Und darum, sich vorzubereiten, damit wir ab dem 8. Juni wieder Vollgas geben können.

 

 

Thomas Hegnauer: „Im Moment ist alles noch so wie seit dem Lockdown am 16. März.“

 

Wie blickt ihr in die Zukunft?
Thomas Hegnauer: Positiv herausstreichen möchte ich, dass das Seminarhotel „normal“ geöffnet ist, und dass Übernachtungen möglich sind. Auch erfreulich ist: Bei uns werden zwar viele Veranstaltungen in den Herbst verschoben, aber die Kunden suchen zusammen mit unserem Team aktiv nach Lösungen.

 

Thomas Stocker: Sehr positiv. Die Ausbildungen im nächsten Geschäftsjahr sind schon sehr gut gebucht. Bei einzelnen Angeboten sind wir sogar bereits ausgebucht. Unsere Angebote scheinen am Markt auch künftig sehr gefragt. Der Weg, die Ausbildungen qualitativ voranzutreiben und damit für die Unternehmungen möglichst grossen Nutzen und Wirkung zu schaffen, bewährt sich sehr. Mit unserm Blended Learning System sind wir bestens für die Zukunft aufgestellt und werden darum beneidet.

 

Wie lautet euer persönliches Motto in dieser Corona-Zeit?
Thomas Hegnauer: Es ist, wie es ist! Ich versuche Mut und Zuversicht auszustrahlen und zu motivieren. Wichtig ist mir vor allem, Präsenz zu zeigen.

 

Thomas Stocker: In der Krise zeigen sich die wahren Qualitäten von Unternehmungen und Mitarbeitenden. Ich bin begeistert von unserem Team.

 

 

Interview: Fabio Colle, Leiter Unternehmenskommunikation Stiftung CAMPUS SURSEE, 20.04.2020