Präsenzveranstaltungen mit bis zu fünf Teilnehmern sind laut Bundesrats-Entscheid vom Mittwoch, 29.04.2020, ab heute wieder möglich. Das eröffnet auch dem Bildungszentrum Bau neue Möglichkeiten. Geschäftsführer Thomas Stocker sagt, was geplant ist.
Thomas, wie nutzt das Bildungszentrum Bau die Möglichkeit der Präsenzveranstaltungen mit bis zu fünf Teilnehmern?
Ab dem 18. Mai starten unsere Ausbildungen der Kran- und Baumaschinenführer sowie der Staplerfahrer. Da bei diesen Ausbildungen sowieso meist in Kleingruppen gearbeitet wird, lag dieses Angebot auf der Hand. Pro Ausbildung dürfen vier Teilnehmende aufgenommen werden, damit die maximale Gruppengrösse von fünf Personen nicht überschritten wird. Kaderausbildungen hingegen eignen sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen kaum für Unterricht in Kleingruppen.
Thomas Stocker: „Im Fernunterricht fehlen die soziale Komponente und der persönliche Erfahrungsaustausch.“
Die Volksschulen haben heute ihren Schulbetrieb wieder aufgenommen. Ab dem 2. Juni – sofern keine anderweitigen Entscheide aus Bundesbern folgen – fahrt auch ihr den Gesamtbetrieb wieder hoch. Die erste Woche noch im Fern-, danach im Präsenzunterricht. Welche Schutzmassnahmen sind vorgesehen?
Der Vorteil ist: Uns stehen momentan fast uneingeschränkt Platz-Ressourcen zur Verfügung. Die Schulräume werden deshalb neu gestaltet und der Grösse der Klassen zugeteilt. Eine Klasse mit 34 künftigen Tiefbaupolieren kriegt zum Beispiel unseren grossen Prüfungssaal „Fokus“. Darin kann der vorgeschriebene Zwei-Meter-Abstand problemlos eingehalten werden. Bauliche Massnahmen sind nur in Ausnahmesituationen notwendig. Teilweise werden auch Klassen verkleinert und an die Räume angepasst. Dies führt zu zusätzlichen Klassen. Dadurch steigt der Bedarf an Ausbildungscoachs deutlich. Deshalb mobilisieren wir zurzeit sämtliche zur Verfügung stehenden Ausbildungscoachs. Zusammen mit den Fachlehrern und den Führungskräften werden wir die Herausforderung packen. Ein zusätzlicher Knackpunkt wird die Bewertung der Prüfungen sein. Einzelne Fachlehrer verzichten auf ihre Sommerferien, damit die Teilnehmenden ihre Ergebnisse rechtzeitig erhalten, und sich für den nächsten Ausbildungsblock anmelden können.
Fernunterricht war ja schon vor der Corona-Zeit nichts Neues für das Bildungszentrum Bau. Trotzdem habt ihr jetzt nochmals einen Zacken zugelegt und ihr konntet neue Erfahrungen sammeln. Folgt jetzt ein weiterer Technologie-Schub im Bildungszentrum Bau oder anders gefragt: Baut ihr die Online-Kurse in der Zeit nach Corona weiter aus?
Der Fernunterricht funktioniert in der Tat überraschend gut. Die Rückmeldungen der Studenten sind hervorragend. Allerdings werden auch die Grenzen aufgezeigt. Soziale Kompetenzen sowie der persönliche Erfahrungsaustausch bleiben auf der Strecke. Wir entwickeln aber zusätzliche Webinar-Angebote sowie Ausbildungen, um den Präsenzunterricht zu verkürzen. Das hat für die Teilnehmenden den Vorteil, dass dadurch ihr Lohnausfall kleiner ist.
Wie blickst du ins nächste Geschäftsjahr?
Einerseits sehr beruhigt. Über die Hälfte unserer Kapazitäten im nächsten Schuljahr sind bereits gebucht. Dies ist ein grosser Vertrauensbeweis der Unternehmungen uns gegenüber. Andererseits wird uns die Corona-Krise noch länger beschäftigen. Denn sie wird Auswirkungen auf die Umsätze und die Investitionsbereitschaft der Unternehmer haben. Unabhängig davon: Erfolg werden auch künftig nur Unternehmen mit gut ausgebildeten Mitarbeitenden haben.
Wie motivierst du deine Mitarbeitenden?
Das ist gar nicht nötig. Alle brennen wieder darauf, das zu tun, was sie am besten können: Studenten und Lernende auf ihrem Karriereweg begleiten und Gäste verwöhnen und begeistern. Ich spüre diesen oft zitierten CAMPUS-Spirit. Alle CAMPUS-Mitarbeitenden geben ihr Bestes. Damit die negativen Auswirkungen dieser Krise für den CAMPUS, aber auch für unsere Teilnehmenden und Gäste, möglichst gering bleiben. Es ist toll zu sehen, wie alle am gleichen Strick ziehen. Nicht von ungefähr ist der CAMPUS im Jahr 2023 wohl auch Gastgeber der Seilzieh-WM.
Interview: Fabio Colle, Leiter Unternehmenskommunikation Stiftung CAMPUS SURSEE, 11.05.2020